Rathausscheune

Alter des Gebäudes

Das Baujahr wird geschätzt auf circa 1750.

Auf eine dendrochronologische Untersuchung des Gebälks wurde bisher verzichtet, weil erfahrungsgemäß die Balken des Fachwerks oftmals wiederverwendet wurden und somit von einem älteren Gebäude stammen könnten.

Bekannt ist bislang nur, dass die Scheune bis zum Jahre 1836 Teil einer Hofreite war, die sich auf dem jetzigen Parkplatz/Platz vor der Scheune befand.

Das Wohnhaus der Hofreite grenzte unmittelbar an das Rathaus und wurde 1836 abgerissen, um Platz für die Rathauserweiterung zu schaffen.

Bisherige Nutzung

Bis 1836 wurde das Gebäude als Scheune benutzt.

Linkes Drittel für Kleinvieh, der mittlere Teil für den Heu- und Strohwagen, das rechte Drittel für das Vieh (Kühe, Schweine, Ziegen, evtl. auch Pferde).

Nach 1936 war im mittleren Teil der Sprengwagen untergebracht. Der Sprengwagen wurde am nahen Floriansbrunnen mit Wasser betankt um damit bei Trockenheit die damals noch unbefestigten Straßen zu sprengen.

Später wurde dann hier der Feuerlöschwagen untergestellt, wovon noch die Inschrift an der Wand zeugt:

Nachdem die Feuerwehr ihr eigenes Gebäude erhalten hatte, wurde dort nur noch allerlei Gerümpel abgestellt. Die Scheune verfällt zusehends.

1984 erwägt die Gemeinde das baufällige Gebäude abzureißen.

Da seit 1970 dem Heimat- und Verschönerungsverein Seeheim das rechte Drittel der Scheune zur Unterbringung seiner Werkzeuge und Materialien für die Restaurierung der Ruine Tannenberg zur Verfügung steht, beginnt der HVV sich um die Sanierung der Scheune zu kümmern.

Seit etwa 1988, nach der Teilrenovierung, nutzt der HVV die Scheune auch um dort gelegentlich Festivitäten auszurichten (Kerb, Advent in der Scheune, Ausweichquartier der Tannenberger bei Regen).

(Herwart Imhoff)

Zur Einweihung der Tore und Fenster an der Alten Scheuer hinter dem historischen Rathaus in Seeheim am 16. April 1999

Dies Haus hat in Vergangenheiten
allerlei Nützliches erfüllt:
Sie war die Scheuer, die vor Zeiten
der Bauern Vorrat eingehüllt.

Die Jünger von Stankt Florian,
die unser Dorf bei Feuer schützen,
sie nahmen sich der Scheuer an,
bewahrten hier die Feuerspritzen.

Doch als das Dorf sich ausgebreitet,
ward´s unter diesem Dach zu klein.
Die Spritzen wurden weggeleitet
und zogen in den Neubau ein.

Nun sah es traurig aus im Hause!
Dach, Tor und Fenster wurden morsch,
und mancher dachte sich: Die Klause
müsst´ abgerissen werden – forsch!

Von heut´ an soll das anders gehen!
Dach, Tor und Fenster sind erneuert,
und wenn wir in die Zukunft sehen,
wird unser Streben angefeuert.

Hier sei verwahrt zu aller Freude
der Väter Erbe Stück um Stück.
Sie bringen dem Betrachter heute
Vergangenheit hierher zurück.

Wir woll´n der Nachwelt treu bewahren,
was unsere Väter uns vermacht,
damit die Enkel noch in Jahren
erkennen, was die Zeit vollbracht.

Erfüllt mit Geist die alten Mauern!
Als Lehre für die Gegenwart:
Lasst die Historie überdauern,
die nicht an Neuigkeiten spart.

Benutzt den Raum für frohe Runden
und achtet, was uns überlassen,
denn wer sich hier hat eingefunden,
der wird die Heimat erst erfassen.

Er sieht, was unsre Väter schufen,
erfährt von Kampf und Lust und Streit.
Drum sind wir alle aufgerufen,
den Schatz zu wahren alle Zeit.

Es sei dem Hause Glück beschieden
und jedem, der es froh betritt,
denn wer als Gast hier weilt in Frieden,
nimmt freundliches Erinnern mit.

(Jochen Singer)